Wegbereiter der mineralischen Düngung in der Landwirtschaft

Die Staßfurter Abraumsalze (1858 - 1862)

Als bekannt wird, dass im Magdeburger Raum bei den Salzbergwerken in Staßfurt ca 6.000 dz des Abraumsalzes auf Halde liegen, beginnt ein wahrer Ansturm auf dieses „salzige Gold“.
In kürzester Zeit werden 18 neue Fabriken aus dem Boden gestampft. Die meisten von ihnen müssen bald wieder geschlossen werden, da sie dem schnell eintretenden scharfen Konkurrenzdruck nicht standhalten können.

Hermann Grüneberg, der in Leipzig sein Studium mit Promotion abgeschlossen hat, schreibt am 29.Mai 1858 an seinen Freund Michels: (A44)

„Der Staßfurter Abraum ist keine so schlechte Affäre, wie Sie sich vorstellen. Man hatte ja wohl die Last für 6 bis 7 Thaler verkauft. Es ist nämlich nichts einfacher, als aus diesem MgCl Salzsäure zu machen ...“

Grüneberg lässt sich jedoch mit der ihm eigenen Gründlichkeit zunächst von der Königlichen Bergverwaltung 100 Zentner Abraumsalze nach Kalk liefern. Nach erfolgreichen Versuchen legt er die

„Beschreibung der Darstellung des schwefelsauren Kali aus dem Staßfurter resp. Anhaltinischen Abraumsalze“ vor.

(B23)

Am 30. August 1862 wird das königl. preußische Patent Nr. IV 8062 erteilt.

(Abschrift)

(Abschrift)

Vorster & Grüneberg erwerben zur Vermeidung langer Transportwege zwei weitere Fabriken in Staßfurt und Leopoldshall, deren Leitung Friedrich Michels übernimmt.
Hier wird auch das für den Le Blanc-Prozess erforderliche Kaliumsulfat aus Kainit gewonnen.

Der Reichstagsabgeordnete und Chef der preußischen Bergverwaltung, Oberberghauptmann Krug von Nidda dankt Grüneberg für seine Leistungen bei der Einführung der Kalidüngung in der Landwirtschaft und seine Bemühungen für die Entwicklung der Staßfurter Industrie. (D14)

In den folgenden Jahren werden die Verfahren weiter entwickelt. Grüneberg erhält vom kaiserlichen Patentamt Patente zur Darstellung von Strontium – Carbonat (B27) (1878) und von Schönit (B28) (1879) sowie zur Extraktion von Schönit aus Kainit (B29) (1882). Vorster & Grüneberg festigen damit ihre Marktposition.

Einhundertsechs Jahre später schreibt die Werkszeitung der CFK 1967 Heft 2 :

„Man bezeichnet das Heißlöseverfahren heute immer noch als das klassische Verfahren der Kalifabrikation, obwohl die moderne Technik vieles daran verändert hat.“

Professor Dr. Heinrich Precht – Direktor der Salzbergwerke Neu-Stassfurt schreibt am 29.1.1907 an Carl Duisberg (D20) :

„...Herr Kommerzienrat Dr. Grüneberg hat die allgemein zur Anwendung gekommene Fabrikationsmethode für Chlorkalium zuerst ausgearbeitet und praktisch ausgeführt und ausserdem auch die schwierige Arbeit der Pottasche-Darstellung nach dem Leblanc-Prozess zuerst in der Fabrik in Kalk eingerichtet...“

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