Dr. Hermann Julius Grüneberg 1827 - 1894

Gesellschaftliches Engagement in Verbänden und Vereinen

Ab 1875 überlässt Hermann Grüneberg die technische Leitung der Fabrik in Kalk Fritz Vorster. Die kaufmännische Leitung übernimmt Julius Vorster jr., die Dünger-Abteilung der später in die Gesellschaft eintretende Krefelder Kaufmann Carl Scheibler. (A50)
Richard Grüneberg wird die Leitung und Weiterentwicklung der Ammoniakfabriken in Raderberg, Moskau und St.Petersburg anvertraut.

Als eine der ersten Firmen in Deutschland wird Vorster & Grüneberg nach dem Reichsgesetz von 1892 in eine GmbH umgewandelt. Zugleich mit dieser neuen Gesellschaftsform ändert sich der Firmenname in

„Chemische Fabrik Kalk GmbH.“

In einem Zeitraum von 36 Jahren nach der Gründung ist aus der kleinen Eisengießerei ein modernes Großunternehmen mit ca 700 Mitarbeitern und einem Gesellschaftskapital von 4,5 Millionen Mark entstanden. (A50 Chronik)

Bild CFK 1892

Zum 100. Geburtstag Grünebergs schreibt eine Kölner Zeitung am 11.April 1927:
„Vor allen andern hat die Kaliindustrie also das Andenken an Dr. Hermann Grüneberg als einen der ersten und als den am erfolgreichsten an ihrer Entwicklung beteiligten Chemiker lebendig zu erhalten und spätern Geschlechtern als Vorbild zu zeigen“. (A45)

Hermann Grüneberg widmet sich mit großer Hinwendung zahlreichen gesellschaftspolitischen Aufgaben.

1878 kandidiert er zur Reichstagswahl für die Liberale Partei. (A18)

Er gründet den VDI – Bezirk Köln, dessen Vorsitz er anschließend achtzehn Jahre inne hat. (A12)

Gemeinsam mit seinem engen Freund, dem Kölner Unternehmer und Erfinder Eugen Langen sowie anderen Kölner Technikern ruft er den „Westdeutschen Verein für Erfindungsschutz“, den späteren Deutschen Patentschutzverein ins Leben. (A57)

Zusammen mit A. W. Hofmann und zahlreichen Industriellen gründet er 1867 die Deutsche Chemische Gesellschaft und ist später Mitgründer und 2. Vorsitzender des Deutschen Chemieverbandes. (A15/16)

Die Berufsgenossenschaft Section IV (Rheinland und Westfalen) bescheinigt ihrem Vorsitzenden, dass er lange vor dem Erlass des Unfallversicherungs-Gesetzes mit weiser Erwägung die Notwendigkeit sozialpolitischer Gesetzgebung erkannt hat. (A31)

„Der unterzeichnete Vorstand und die Berufsgenossen werden das Andenken dieses um die öffentliche Wohlfahrt, insbesondere das Wohl der arbeitenden Classen hochverdienten, edlen und liebenswürdigen Mannes stets in hohen Ehren und liebevoller Erinnerung halten.“

Hermann Grüneberg gehört weiteren zwölf Gesellschaften in Köln – meist als tätiges Vorstandsmitglied - an.
Er ist Vertreter der chemischen Industrie im rheinischen Eisenbahnrat. (A40)

Fest-Gruß Fest-Gedicht

Soziales Engagement - die Familie Grüneberg-Schmidtborn

Hermann Grüneberg heiratet am 7. September 1860 Emilie Schmidtborn, Tochter des Generalsuperintendenten der evangelischen Kirche der Rheinprovinz in Koblenz Dr. Ludwig Schmidtborn und dessen Ehefrau Lydia geborene Seidensticker.

Der aus Saarbrücken stammende nassauische Zweig der Familie Schmidtborn stellt vom Ende des 30-jährigen Krieges bis ins 19. Jahrhundert ununterbrochen in sieben Generationen Pfarrer in den nassauischen evangelischen Gemeinden. (A04)

Beide Eheleute schreiben ihren der Hochzeit vorangegangenen Lebenslauf in die Haus-Chronik vom 6. September 1860 persönlich ein. (A04)

Es ergibt sich , dass das Leben beider Familien - der preußischen Orgelbauer-Familie und der nassauischen Pfarrersfamilie – von protestantischer Frömmigkeit geprägt ist. (A04)

Hermann und Emilie Grüneberg wohnen zunächst in einem Haus auf dem Werksgelände in Kalk, Victoriastraße 52 a (heute Vietorstraße) (A38-1)
Später übersiedelt die Familie mit fünf Kindern (A01-2) in drei nebeneinander liegende Häuser am Holzmarkt in der Kölner Altstadt. (A39-1)
Nach dem Abriss der Stadtbefestigungen und dem Ausbau der Ringstraßen baut Hermann Grüneberg als einer der ersten ein Haus Am Sachsenring 69 mit dem Berliner Architekten Otto March. (A39-3)

Villa Grüneberg

In der durch den Zuzug protestantischer Industrieller wachsenden Gemeinde Kalk gehört Grüneberg zu den Gründern der evangelischen Kirchengemeinde. Im provisorischen Kirchenvorstand plant und finanziert er die Ev. Kirche und wirkt nach der „Constituierung“ der Gemeinde im Presbyterium. (A31)

Er ist beteiligt an der Planung zum Bau des evangelischen Krankenhauses, das später von Emilie Grüneberg und den Söhnen Richard und Friedrich Grüneberg mit Spenden bedacht wird.

Zum Dank für die Stiftung eines Kindergartens benennt die Stadt Kalk die Hermann-Straße und die Helenen-Straße nach den Namen der Kinder Grüneberg.
Dr. Hermann Grüneberg wird Ehrenbürger der Stadt, die ihm die Grüneberg-Straße widmet. (A17)
Nach dem Tod Grünebergs werden die Hermann- und die Helenen-Straße in „Vorster-Straße“ umbenannt. (A17-2/3)

Die Witwe Emilie Grüneberg schenkt der evangelischen Gemeinde in Kalk - Pastor Vietor - das erste gemeinsame Wohnhaus Victoriastraße 52 a zur Gründung einer evangelischen Töchterschule. (A38-1)

Ihren nächsten Wohnsitz, die am Rheinufer gelegenen Häuser Holzmarkt 23–27 überträgt Emilie Grüneberg dem Obersten der Heilsarmee, Franz Rotstein, zur Einrichtung eines Stützpunktes der „Trinker-Rettungsbrigade“. (A38-3/4)

Rheinufer

Neben vielen anderen Einrichtungen erhält das Syrische Weisenhaus in Jerusalem eine Schenkung von 12.000,- Deutsche Reichsanleihe. (A38-5)
Am Neubau des evangelischen Krankenhauses im Weyertal beteiligt sie sich mit 50.000,- Mark. (A38-6)

Richard Grüneberg überschreibt eine Summe von 30.000,- Mark der Chemischen Fabrik Kalk als „Richard Grüneberg Stiftung“ zur Gewährung von Beihilfen zur Erholung für Angestellte und Arbeiter. (A38-7-8-9)

Außerdem stiftet Richard Grüneberg 1910 einen Brunnen vor der Kalker Hauptpost zur Erinnerung an das Leben und Wirken seiner Eltern in Kalk. Der Brunnen wurde im II. Weltkrieg durch Bomben zerstört. (A56)

Dr. Hermann Julius Grüneberg stirbt am 7.6.1894 und wird auf dem Friedhof Melaten in Köln beerdigt.

Familiengrab

Die Kölnische Zeitung schreibt am 4. Juli 1894 (A33):

„...Er hat zu den seltenen Männern gehört, die keine persönlichen Feinde haben, weil alle ohne Unterschied der politischen und confessionellen Richtung sich vor seiner Persönlichkeit beugen, die ihre glänzenden Gaben, ihr umfassendes Wissen, ihren großen Reichthum mit einer nie versiegenden Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit in den Dienst des Gesamtwohls ihrer Mitbürger stellt....“

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