Chemiker und Industrieller

Studium und Studienreisen (1857 - 1858)

Nach erfolgreicher Produktion von Kalisalpeter finanziell besser gestellt, kann sich Hermann Grüneberg den lang gehegten Wunsch nach der Fortsetzung seines Studiums erfüllen.
Das Sommersemester 1857 belegt er auf der Universität Berlin bei

• Professor Mitscherlich : Experimental Chemie
• Professor Rose : Analytische und organische Chemie

Beide Professoren bescheinigen ihm „sehr fleißig“ und „mit ausgezeichnetem Eifer“ an den Vorlesungen teilgenommen zu haben.

B18-1 B18-2

Während des Studiums schreibt er am 22. Juni 1857:
„Ich bin von Morgens 5 Uhr bis Abends 10 Uhr anstrengend beschäftigt. Die wenigen freien Stunden , die noch übrig waren, habe ich jetzt mit systematischer Erlernung der Titrir-Analyse und französischer Conversation ausgefüllt,“ (A27)

Er lernt französisch, um anschließend gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf im Herbst 1857 durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich zu reisen.

Es zieht ihn wie viele deutsche Wissenschaftler im 19. Jahrhundert - u.a. Humboldt und Liebig – zum Studium nach Paris :
„Wenn ich je in meinem Leben einen gescheiten Streich gemacht habe“ sagt er wiederholt „so war es der, daß ich einen Winter in Paris studierte“. (A27)

Die später wichtigen Kontakte zu allen bedeutenden Chemikern – besonders zu den Pariser Liebig-Schülern Boussignault und George Ville - stammen aus dieser Zeit.

Im Mai des Jahres 1858 verlassen die Brüder Rudolf und Hermann Grüneberg Paris. Zunächst reisen sie nach Südfrankreich, über Lille nach Dünkirchen und weiter zu einem mehrwöchigen Aufenthalt nach London. Es folgt eine Rundreise durch ganz England und Schottland.

Auf allen Reisen, deren Zweck im Wesentlichen Besichtigungen von Industrie-Anlagen und Erkundung dortiger technischer Arbeitsweisen ist, benutzt Hermann Grüneberg kleine Taschenbücher für Notizen. Sie enthalten eng geschriebene sorgfältige Ausarbeitungen und genau ausgeführte technische Zeichnungen sowie vergleichende Berechnungen.

C30

Drei kleine Handbücher bergen die Ergebnisse der Studienreisen als wertvolles Kapital und wichtige Erfahrungen für das spätere erfolgreiche technische Wirken. (C28, C29, C30)

Auf der Rückreise trifft Hermann Grüneberg in Köln mit dem dort tätigen Kaufmann und Chemikalienhändler Julius Vorster zusammen. Erste Beziehungen bahnen sich an.
In Stettin ist der Vetter Julius Klee nach wie vor nicht bereit, seinen Verpflichtungen gegenüber Grüneberg nachzukommen und ihm eine angemessene Teilhaberschaft anzubieten. Dieses Verhalten ist ausschlaggebend für Hermann Grüneberg, in Köln tätig zu werden.

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